Ansichtssachen
„Eine andere Stimme ist mir begegnet und hat mich berührt, bewegt, erreicht.“ So nett beschreibt der Soziologe Hartmut Rosa sein Konzept der „Resonanz“. „Wenn ein Vortrag zum Resonanzgeschehen werden soll, dann muss ich die Überzeugung haben von Selbstwirksamkeit, dass ich Ihnen etwas zu sagen habe und Sie auch erreichen kann und Sie darauf antworten. Resonanz heißt nicht Zustimmung, Resonanz heißt Antwort.“
Ähnliches gilt für Autoren und ihre Bücher. Auch wir wünschen uns Resonanz: gern Zustimmung, überschwängliches Lob – immer her damit! –, aber Hauptsache, eine Reaktion. Ich wünschte mir das jedenfalls (in der bangen Hoffnung, keinen Beifall von der falschen Seite zu erhalten) für mein Buch „Feindbilder – das weiße Universum des identitären Antirassismus“. Wie der Titel schon sagt, befasst es sich kritisch mit einer recht populären Spielart des Antirassismus, die eine Front „Schwarz“ gegen „Weiß“ aufmacht und zurzeit heftig diskutiert wird.
Kürzlich beschloss der Verlag nun, eine kleine Werbeaktion auf Facebook zu starten. Drei Wochen lang bekamen Facebook-Abonnenten in vier deutschen Großstädten – Berlin, Frankfurt, Hamburg und München – eine Anzeige zu sehen, die das Titelbild zeigte. Dazu gab es einen kurzen Begleittext zum Inhalt des Buches.
Nach drei Wochen hatte die Anzeige laut Facebook etwas mehr als 6000 Personen erreicht. Und ich bekam meine Reaktionen. Allerdings fielen sie anders aus als erwartet. Neben 150 Dislikes und 72 Likes gab es mehr als 160 Kommentare. Identitäre Antirassist*innen meldeten sich nicht (erkennbar) zu Wort, dennoch waren die meisten negativ: „Idioten!“, „Schwachsinn“, „So n Schrott!“, „Ein Buch, das niemand braucht“, dazu ganze Batterien von Stinkefingern und ein Foto von einem dampfenden Scheißhaufen mit dem Text: „You paid facebook to shit on my timeline. So I´m returning the favor.“ Wie auch Stichproben in den Profilen der Kommentator*innen zeigten, stammten sie zum überwiegenden Teil von Wirrköpfen, Impfgegnern und Rassisten. Ein paar Kostproben: „Mütter sind gleich … Väter nicht.“ – „Schlimmer wie in der DDR.“ - „Zuerst müssen wir akzeptieren, daß HOMOPHOBIE nicht die Unterdrückung von Schwulen bedeutet, sondern die Unterdrückung von Männer.“ (Mit einem Link zu einem Spiegel-Artikel über Munitionstransporte im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts.) „Das einzige Feindbild was da zu sehen ist, ist die Maske.“ - „Also gegen Rassismus, aber für Corona-Propaganda, geil.“ – „Rassismus gegen Ungeimpfte ist aber was anderes oder wie,scheiss Propaganda mit Doppemoral“ - „Schwarze waren schon IMMER die größten Rassisten! Ich boykotiere mittlerweile ALLES was aus schwarzen Händen kommt!“ – „Ethnozenstrismus ist natürlich und normal, nur dysgenische Antifa Terroristen mit schweren Geisteskrankheiten sind ethnomasochistisch und wollen ihr eigenes Volk auslöschen...“
Es fühlte sich an, als würde eine Querdenker-Horde durch die virtuellen Verlagsräume trampeln. Ich las: „Die zivilisatorischen Erfolgen die wir Europäer kreiert haben hatten deren Erfolg nicht dank der judeo-christlichen (dazu gehört auch der iSlam)Herrschafts und Überlegenheits Ideologien sondern trotz diesen.“ Und sah dabei sofort jenes zivilisatorische Erfolgsprodukt mit Fellmütze und Büffelhörnern bei der Erstürmung des Kapitols vor mir.
Es gab auch ein Beispiel für die unheilige Allianz von identitärem „Anti“-Rassismus und (r)echtem Rassismus, nämlich den Tweet einer afrodeutschen Aktivistin namens Mikah, den ein weiterer Kommentator triumphierend zitierte: „Jeden Tag bete ich zu Gott, dass weißen Menschen endlich der Atem genommen wird. Sterbt einfach alle aus. Sterbt. Keiner von euch hat das Rückgrat eure ekelhaften Nationen und Staatengemeinschaften zu stürzen. Und ihr seid die Minderheit, die alle abfuckt. Fallt bitte tot um!“ Mit solch hirnlosem Geplapper leistet „linker“ Rassismus nur dem rechten Vorschub. Vielleicht sollte man für derartige Texte einen Rassismusförderpreis ausloben – mit Modalitäten wie bei jenen Banken, die Negativzinsen erheben.
Resonanzen: keine Konsonanzen also, sondern schrille Dissonanzen. Aber manchmal ist Ablehnung eine schönere Bestätigung als jede Zustimmung.
Meine Befürchtung, für das Buch Beifall von der falschen Seite zu bekommen, erwies sich jedenfalls als unbegründet. Dazu reichten die intellektuellen Kapazitäten ersichtlich nicht aus. Beim Wort „Antirassismus“ im Untertitel des Buches fiel bereits die Klappe. Dass mit dem Cover ein Widerspruch bebildert wird, überstieg offenkundig das Vorstellungsvermögen der meisten Kommentator*innen. Und dann wurde mir klar, dass ich gerade mit dem Titelbild in ein Wespennest gestochen hatte. Zwei junge Frauen unterschiedlicher Hautfarbe, die sich innig umarmen und zugleich kämpferisch die Faust in die Höhe recken – ein solcher Anblick bringt Rassist*innen offenbar auf die Palme. Wie der Autor Tobias Ginsburg („Die letzten Männer des Westens“) diagnostiziert: „Antifeminismus hält die extreme Rechte zusammen und ist anschlussfähig für die bürgerliche Gesellschaft.“
Dabei verkörpern die beiden Mädchen auf dem Titel – im ausdrücklichen Gegensatz zu Standpunkten wie dem von Mikah – eine zentrale These meines Buches: „Haupt- und Nebenwidersprüche gibt es immer nur konkret. Manchmal steht der Kampf gegen Rassismus im Vordergrund, manchmal der Kampf um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Und dann sind da ja auch noch Artensterben und Klimakrise. Was und wie auch immer: Es geht nur gemeinsam, nicht gegeneinander.“
Imagine / el pueblo unido
Am Freitag, dem 13. November 2015, saß der deutsch-italienische Pianist Davide Martello abends in einer Konstanzer Kneipe und sah sich das Fußballspiel zwischen Deutschland und Frankreich an, als die Nachrichten von den islamistischen Anschlägen in Paris über den Bildschirm liefen. Noch in der Nacht fuhr er mit seinem selbst konstruierten Flügel die 600 Kilometer nach Paris und spielte tags darauf eine Instrumentalversion von John Lennons »Imagine« vor dem Club Bataclan, in dem 89 Menschen ermordet worden waren. »Das ist ein guter Song. Er enthält all die Worte, die wir in diesem Moment brauchen«, sagte er später in einem Interview auf France 24 English, und ein Kommentar auf YouTube lautete: »Ein Deutscher, der einen britischen Song in Frankreich spielt und auf einem französisch-englischen Kanal spricht. Vielleicht leben wir eines Tages alle zusammen.«
Zur selben Zeit, als Martello auf diese Weise seine Solidarität mit den Opfern des islamistischen Wahnsinns – den insgesamt 130 Toten, den Verletzten und ihren Angehörigen – zum Ausdruck brachte, hatte die französische identitäre »Linke« schon die wahren Schuldigen ausgemacht. »Wir sind zutiefst erschüttert, aber nicht überrascht«, erklärte die Partì des Indigènes de la République (PIR) und verwies auf die Kriegsführung Frankreichs in Syrien und anderen Ländern sowie auf Rassismus und staatliche Islamophobie.
Mit ähnlicher Schlagseite hatte der afroamerikanische Schriftsteller Teju Cole zuvor schon zum Anschlag auf die Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« im Januar desselben Jahres mit 12 Todesopfern Stellung genommen. Den damals weit verbreiteten Solidaritäts-Slogan »Je suis Charlie« lehnte er entschieden ab – um die Meinungsfreiheit zu verteidigen, müsse man sich die »rassistischen und islamophoben Provokationen« der Zeitschrift nicht zu eigen machen oder sie gar weiterverbreiten – und entblödete sich nicht, Charlie Hebdo mit einer amerikanischen Neonazi-Gruppe auf die gleiche Stufe zu stellen: Wenn man deren Demonstrationsrecht verteidige, übernehme man damit ja auch nicht ihre Überzeugungen. Obendrein habe die Zeitschrift nach dem Überfall große Geldsummen erhalten. Ins gleiche Horn stieß die identitäre afrodeutsche Wissenschaftlerin Peggy Piesche, die Charlie Hebdo als »rassistisch-antisemitische Satire-Zeitschrift« bezeichnete. »Vergessen oder nicht mal wahrgenommen scheint dagegen das jahrelange Engagement der ermordeten Redakteure gegen Rassismus und Antisemitismus«, schreibt der Politikwissenschaftler Kolja Lindner, für den diese »gravierende Fehleinschätzung« zeigt, »wohin ein derart ausschließlicher Fokus auf Rassifizierung führen kann: Widersprüche können nicht mehr gedacht werden und Kritik (nicht zuletzt am Antisemitismus der Attentäter) wird unmöglich. Mehr noch: derartige Aussagen drohen islamistische Terroristen geradezu in die Nähe antirassistischer Aktivistinnen zu rücken.«
Das ist auch kein Wunder. Identitärer Antirassismus ist Politik nach Hautfarbe. In diesem Verständnis sind BIPoC – Schwarze, Indigene und »People of Color« – Opfer eines zutiefst rassistischen Systems, in dem alle »Weißen« Rassisten sind. Die Pariser Attentäter waren allesamt BIPoC, die Opfer überwiegend Weiße. Wer sind also die wahren Täter, wer die wahren Opfer?
Lennons »Imagine« kam vor genau 50 Jahren heraus, im September 1971. Zu jener Zeit tobte der Krieg in Vietnam. Anderthalb Jahre zuvor waren die USA in Kambodscha eingefallen, und in den Staaten gab es die bislang größte Antikriegsdemonstration. Im Mai 1970 wurden an der Kent State University vier protestierende Studenten von der Nationalgarde erschossen. Unter diesen Umständen war »Imagine« – Lennon: »buchstäblich das Kommunistische Manifest« – nicht so naiv-harmlos, wie es heute vielleicht klingt: »Imagine all the people sharing all the world«, sang John Lennon und wünschte sich »a brotherhood of man«.
Genau zwei Jahre später stürzte General Pinochet mit Unterstützung der CIA Salvador Allendes chilenische Unidad-Popular-Regierung, und Allende beging Selbstmord. Kurz vorher hatte die chilenische Folkgruppe Quilapayún auf einer Massendemonstration für Allendes Regierung zum ersten Mal das Lied »El pueblo unido jamás será vencido« gesungen, das danach um die ganze Welt ging. Das vereinte Volk ist unbesiegbar, gewissermaßen die politisch zugespitzte und klassenbewusstere Version von Lennons »brotherhood of man« – schon damals eher eine trotzige Beschwörung als die Wahrheit, aber so viel war immer klar: Einheit ist nicht alles, aber ohne Einheit ist alles nichts.
Das galt auch für die internationale Solidarität mit dem Befreiungskampf des vietnamesischen Volkes und gegen den Militärputsch in Chile: Jede*r konnte sich daran beteiligen, überall, ungeachtet des Geschlechts, der Religion oder der Hautfarbe, und das Feindbild war immer klar: der US-amerikanische Imperialismus und seine Handlanger vor Ort, die multinationalen Konzerne, das Militär. Motto: Gemeinsam schaffen wir’s, die Welt zu einem besseren (sozialistischen) Ort zu machen.
Schön wär’s gewesen.
Die Wiege der Identitätspolitik stand in Boston. Dort wurde 1974 das Combahee River Collective gegründet, eine Gruppe schwarzer lesbischer Feministinnen, benannt nach einem Fluss, an dem ein Trupp afroamerikanischer Soldaten unter Führung der Fluchthelferin und ehemaligen Sklavin Harriet Tubman im Jahr 1863 fast 800 schwarze Sklaven befreit und in Sicherheit gebracht hatte. Die Gruppe forderte eine Diskussion über Rassismus in der amerikanischen Frauenbewegung und schrieb 1978 in einem Statement: »Uns ist klar, dass die einzigen Menschen, denen genug an uns liegt, um sich beständig für unsere Befreiung einzusetzen, wir selbst sind. Unsere Politik entsteht aus einer gesunden Selbstliebe, einer Liebe zu unseren Schwestern und unserer Community, die es uns erlaubt, unseren Kampf und unsere Arbeit fortzusetzen. Die Konzentration auf unsere eigene Unterdrückung findet ihren Ausdruck im Konzept der Identitätspolitik. Wir glauben, dass die nachhaltigste und vielleicht auch radikalste Politik direkt unserer Identität entspringt und nicht der Aufgabe, der Unterdrückung von jemand anderem ein Ende zu setzen.«
Klare Worte. Der Blick senkt sich vom Horizont auf den eigenen Bauchnabel. Wenn jeder sich nur noch um sich selbst kümmert, ist schließlich auch für alle gesorgt, nicht wahr?
Obwohl »Imagine« nach 9/11 als »textlich fragwürdig« und »unpassend« auf dem Index von mehr als tausend US-amerikanischen Radiosendern landete, hallt Lennons pazifistische Vision bis heute nach. So hieß es im Januar 2021 in dem zum Weltereignis hochgejazzten Inaugurationspoem der schwarzen Dichterin Amanda Gorman für Joe Biden: »We are striving ... to compose a country, committed to all cultures, colors, characters and conditions of man.«
Allerdings konterkarierten die Reaktionen von Gormans antirassistischen Fans in Europa auf die vom niederländischen und katalanischen Verlag ausersehenen Übersetzer*innen des Gedichts dann sogleich Gormans Worte: Der katalanische Übersetzer hatte für sie nicht das richtige Geschlecht, die niederländische Übersetzerin nicht die passende sexuelle Orientierung, und vor allem hatten beide die falsche Hautfarbe: Sie waren weiß. Weiß!
Tektonisches Beben in der Feuilletonlandschaft: Dürfen jetzt nur noch Schwarze Schwarze übersetzen? Eilige Dementis, aber vermutlich hat damals eine breitere kulturell interessierte Öffentlichkeit in Deutschland erstmals nähere Bekanntschaft mit der Identitätspolitik gemacht. Dass Autor*innen und Übersetzer*innen in erster Linie nach Hautfarbe, Geschlecht oder sexueller Identität gepaart werden sollten, ist identitäres Denken par excellence.
Denken in Hautfarben: Eine wichtige Spielart der Identitätspolitik ist der identitäre Antirassismus. Dessen Position, kurz zusammengefasst: »Die Weißen« seien schuld an Sklaverei und Kolonialismus und hätten von beidem profitiert. Ihr davon herrührender, nie aufgearbeiteter Rassismus durchsetze auch heute noch die gesamte Gesellschaft und mache schwarze und farbige Menschen erneut oder noch immer zu Opfern. Vor all dem verschlössen die Weißen die Augen. Sie müssten sich jedoch ihrer kolonialistischen Geschichte sowie dem allumfassenden Alltagsrassismus (auch ihrem eigenen) stellen und sich zu ihrer Verantwortung bekennen. (…)
Die Vastorfer Kuh ist tot.
Ich weiß, der Nachrichtenwert dieser Information liegt ungefähr auf der Höhe des Zinssatzes deutscher Bundesanleihen. Dennoch: Die junge Kuh war vor einigen Wochen im Osten der Lüneburger Heide ihrem Bauern entlaufen und hatte sich nicht wieder einfangen lassen. "Die Gefahr war einfach zu groß, dass die Kuh plötzlich … über die Bundesstraße 216 läuft und einen schweren Unfall verursacht, bei dem im schlimmsten Fall Menschen verletzt oder gar getötet worden wären", so der Landwirt in der Lüneburger Landeszeitung (LZ), weshalb das freiheitsliebende Tier "im Einklang mit Behörden und der Polizei" von einem Jäger in die ewigen Weidegründe befördert wurde. Nun hofft der Landwirt, "dass endlich wieder Ruhe einkehrt in der Ostheide".
Recht hat der Mann. Schließlich hat es die Landwirte jahrzehntelange harte Arbeit gekostet, den Insektenlärm in Wald und Flur um drei Viertel zu reduzieren, sodass die Motorenmusik der Kraftfahrzeuge endlich ungestört ihren Melodienteppich über die Landschaft legen kann. Das will man sich von der dissonanten Bioakustik so eines Huf- und Hoftiers ja nicht kaputtmachen lassen. Und da freie Fahrt ein Menschenrecht für freie Bürger ist, wäre selbst ein zeitweiliges Tempolimit in dieser Region eine flagrante Verletzung der Menschenwürde gewesen. Schon wegen des miesen Sounds bei 30 km/h.
Eine freie Kuh ist ohnehin ein Problemtier. So wie all die anderen Problemtiere, die unseren schönen menschlichen Kulturraum überfluten. Man denke an Bruno, den Problembären, der unsere herrlichen Kunstschnee-Alpenpisten zu zertrampeln drohte. Oder an Problemwölfe wie den Rodewalder Rüden, der sich bei der Regelung seiner zwischentierischen Probleme mit Schafen einfach nicht an die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation halten will, die unser Verhalten gegenüber den Tieren seit eh und je bestimmen. Hier sind uns die Jäger*innen zum Glück immer gern behilflich, unsere still und ruhig liegende Kulturnatur vor dem Wilden zu schützen. Aber was ist mit den Problem-Borkenkäfern, die unsere ordentlichen Kiefer- und Fichtenplantagen zerstören? Die kann man ja nicht erschießen, denn sie machen sich heimtückisch klein und verstecken sich unter der Borke. Zum Glück haben wir Hubschrauber, die es uns ermöglichen, ihnen mit "Karate Forst flüssig" großflächig ans Chitin zu gehen. Dieser Wunderstoff hilft auch generell gegen den Insektenlärm. Land- und Forstwirtschaft Hand in Hand, so soll es sein.
Ein Grundproblem der Tiere ist nun einmal ihr mangelhaftes Verständnis für unsere kulturellen Grundwerte. Die Problemschweine und -puten in den Massenställen wollen es einfach nicht begreifen: Bei Infektionsgefahr ist Abstandhalten das Gebot der Stunde! Da Integrationskurse zwecklos sind, muss man sie eben zu Millionen vorbeugend keulen. Wie auch die zahllosen männlichen Problemküken und -kälber, die einfach nicht genderfluid genug sind.
Manche Gutmenschen und naiven Romantiker behaupten nun, das einzige Problemtier auf dieser Welt sei der Mensch, und der Biosphäre ginge es umso besser, je weniger von unserer Sorte es gäbe. Aber mal ehrlich, was ist uns lieber, eine mit Sicherheit tote freie Kuh oder ein möglicherweise verunfallter Freifahrtbürger? Für jeden vernünftigen Menschen sollte die Antwort doch eigentlich klar sein.
2017 stellt die weiße Künstlerin Dana Schulz im New Yorker Whitney-Museum ein Gemälde aus, das den von weißen Rassisten ermordeten Emmett Till zeigt. Daraufhin fordern knapp drei Dutzend Künstler in einem offenen Brief, das Gemälde solle zerstört werden: Es sei inakzeptabel, dass "ein weißer Mensch das schwarze Leid in Profit und Spaß verwandelt".
Im Frühjahr 2020 verzichtet die schwarze Schauspielerin Halle Berry – wie zwei Jahre zuvor schon ihre weiße Kollegin Scarlett Johansson – nach heftiger Kritik darauf, eine Transgenderfigur zu spielen. Als Cis-Frau, so Berry zerknirscht, hätte sie diese Rolle nicht in Betracht ziehen sollen; die Transgender-Community müsse die Gelegenheit haben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
Im "Freitag" vom 16.07.20 wirft der Rezensent des Buches "Wir müssen über Rassismus sprechen" dessen weißer Autorin Robin DiAngelo vor, ihr Wissen basiere "auf den jahrelangen mühseligen Forschungen von BiPoC-Autor*innen … DiAngelo verwandelt deren Erkenntnisse in einträglichen Gewinn, sei es als symbolisches, kulturelles oder ökonomisches Kapital. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn sie diese Form des strukturellen Rassismus in ihrer Publikation mitreflektiert hätte."
Abgrenzung und Abschottung. Gräben um eine Kultur ziehen, um deren "Identität" zu bewahren: Während die rechtradikalen Identitären von "Überfremdung" faseln, reden die neuen "links"-identitären Jakobiner – wenn auch mit anderen Intentionen - von "kultureller Aneignung". Gemeint ist die angeblich unreflektierte, respektlose und profitgierige Übernahme kultureller Topoi durch Außenstehende. Dahinter steckt die Vorstellung, die Kultur einer (unterdrückten) Gruppe – ihre Geschichte, ihre Wissenschaft und Kunst - wäre deren exklusives Eigentum, unterstünde ihrer Verfüngungsgewalt und dürfte eigentlich nur von ihren eigenen Mitgliedern "genutzt" werden.
weiter lesen…Spätestens seit ihrer emotionalen Klima-Rede vor den Vereinten Nationen ist Greta Thunberg in aller Munde. Nina Apin von der taz betrachtet ihre Tränen als „Steilvorlage: Seht, wie hysterisch diese ganze Klimabewegung ist“, und ist „langsam erschöpft“ von der Wucht der Gefühle; die FAZ-Autorin Livia Gerster findet, dass Thunberg „nervt“, FAZ-Redakteur Claudius Seidl spürt „einen Hauch von Stephen King, wenn Greta spricht“, und ein französischer Kulturgreis namens Bernard Chenebault, dumm wie Baguette, wünscht sich auf Facebook gar, irgendein Durchgeknallter möge Thunberg doch endlich „zur Strecke bringen“.
weiter lesen…17. August 2017: Ein schmächtiger junger Mann setzt sich ans Steuer eines gemieteten weißen Fiat-Lieferwagens, fährt in Schlangenlinien mehr als 500 Meter weit über die Rambla von Barcelona und mäht Dutzende von Passanten nieder. Andere junge Männer rasen in Cambrils, unweit von Barcelona, mit einem PKW in eine Menschengruppe. Warum? Weil sich einige ihrer Spießgesellen kurz zuvor beim Hantieren mit 120 Butangasflaschen versehentlich selbst in die Luft gesprengt haben. Plan B also, ein Akt der Verzweiflung. (Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie Plan A in die Tat umgesetzt hätten.) Auf der Flucht ersticht der junge Mann in Barcelona einen weiteren Menschen, bevor er schließlich von der Polizei erschossen wird. Bilanz der Anschläge: mehr als 120 Verletzte und 24 Tote, unter ihnen acht der (vermutlich) zwölf Attentäter.
weiter lesen…Ein Zeitungsfoto. Es zeigt einen Kindersoldaten, vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt. Mit seiner Maschinenpistole in den Händen lehnt er an einer Hauswand in einem Dorf, irgendwo in Afrika, und schaut mit unergründlichem Blick in die Kamera.
Trotz der Schusswaffe strahlt der Junge keinerlei Aggressivität aus. Aber was werden die Dorfbewohner wohl bei seinem Anblick empfunden haben? Bekanntlich lässt etwa Joseph Konys Terrorgang mit dem schönen christlichen Namen „Lord´s Resistance Army“ (LRA) Kinder in den von ihr überfallenen Dörfern häufig nur dann am Leben – und nimmt sie auf –, wenn sie zuvor ihre eigenen Eltern oder Geschwister umgebracht haben.
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